von Mercy Ferrars
Dass wir Menschen soziale Tiere sind, ist uns schon lange bewusst, denn Einsamkeit treibt uns nicht nur zu Zeiten der erzwungenen Isolation in Frust und Depression. Wenn ihr wie ich alleine wohnt, genießt ihr zwar sicherlich auch die Stille im eigenen Zuhause, denn es kann zweifelsohne eine Prüfung für die Nerven sein, mit den eigenen Kindern oder der eigenen Familie auf engem Raum zwangsisoliert zu sein. Die Schattenseite des Alleinlebens während der Isolation ist aber auch, dass man tagelang kein menschliches Gesicht erblickt und in einer Spirale aus Home Office, Netflix und Schlaf versinkt. Das ist der Moment, in dem wir verstehen, dass wir ab und zu soziale Interaktion brauchen, um eines unserer grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse zu erfüllen—das Bedürfnis nach Verbindung. Weil das nicht ratsam ist inmitten einer globalen Pandemie, folgen hier zehn Ideen, wie wir trotzdem sozial bleiben können, ohne uns zu infizieren. Hoch lebe das Internet.
1. Die Klassiker
jana_logisch schlägt auf Instagram vor: „FaceTime, Videochats und viele viele Telefonate!“ Es muss nicht immer eine kreative Idee sein, weshalb Leute virtuell zusammenkommen. Manchmal genügt es, sich einfach zu sehen und miteinander zu quatschen. Ein netter Nebeneffekt ist, dass wir uns endlich mal wieder mit den Leuten vernetzen, die wir im echten Leben schon länger nicht mehr zu Gesicht bekommen haben. Gut geeignet für die Videotelefonie ist Software wie Skype, Discord oder Microsoft Teams, die zudem auch für die nächsten Wochen in der Isolation gratis bereitstehen. Natürlich funktioniert die Videotelefonie auch über den integrierten Videochat in WhatsApp oder über das iOS-basierte FaceTime.
2. Netflixparties, Videochatdinner und Happy Hour
slothsoul schlägt bei meiner Instagram-Umfrage vor: „Netflixparties und Videochatdinner“ und verweist auf die App Houseparty. Netflix selbst hat außerdem ein Add-On für Chrome entworfen, mit welchem man virtuell eine Watchparty innerhalb des Angebots des Streamingdienstes veranstalten kann. Auch Videochatdinner mit Freunden, Partner oder Familie ist eine gute Idee, um ein wichtiges soziales Ritual am Leben zu erhalten—weil die besten Unterhaltungen schon immer am Küchentisch stattfanden. Statt einem Dinner kann man auch gemeinsam eine Happy Hour zelebrieren.
3. Virtuelles Malen


Instagram-Userin ehfkah schlägt vor, gemeinsam im Stream zu malen. Da Malen und Zeichnen für sich genommen bereits sehr einsame Tätigkeiten sind, kann es manchmal schön sein, sie gemeinsam zu zelebrieren—ein bisschen wie Coworking im Café. Viel gesprochen wird nicht, alle arbeiten hoch konzentriert und sind trotzdem nicht alleine. Das funktioniert übrigens auch ganz einfach mit anderen Hobbys, beispielsweise dem Schreiben. In Berlin gibt es auf der App MeetUps wöchentliche Treffen, bei denen Menschen zum Coworking zusammenkommen und an ihren Projekten arbeiten. Vielen fehlt der (positive) Gruppenzwang, um nicht zu prokrastinieren. MeetUps hat viele Treffen in die virtuelle Realität verschoben—kommt einfach via Videochat am heimischen Schreibtisch zur vereinbaren Zeit zusammen und schreibt endlich euren Roman oder den Poesieband zu Ende.
4. Virtuelle Buchclubs


Virtuelle Buchclubs sind gleich aus mehreren Gründen eine gute Idee. Auch hier gilt, dass Lesen eine einsame Tätigkeit sein kann (bei der wir uns aber dennoch irgendwie nie alleine fühlen). Heben wir die Nase aber erstmal aus unserem Buch, dann sprudeln wir über vor Gedanken und Gefühlen und dem Bedürfnis nach Austausch. Bei virtuellen Buchclubs kommen mehrere Menschen im Videochat zusammen, die ein Buch gelesen haben, und diskutieren darüber. Ein weiterer Vorteil ist, dass ihr so unabhängige, kleine Buchläden unterstützen könnt—sofern diese einen Online-Shop anbieten—und auch unabhängige Autoren und kleine Verlage. Dieselbe Idee könnt ihr auch auf Lesekreise für die Uni oder andere akademische Literatur anwenden.
5. Social Networking auf Instagram und Facebook
Ich geb’s zu: Als Alleinwohnerin sind Instagram und Facebook meine Kanäle, um das Gefühl zu simulieren, ich sei noch immer sozial aktiv. Viele Menschen überlegen sich jetzt kleine Games, mit denen man sich einfach und banal die Zeit vertreiben kann, wenn einen sogar Netflix nervt—darüber hinaus lernst du so neue Profile kennen. Ob ihr Fragen in der Story beantwortet und eure Kontakte besser kennenlernt, eine Foto-Challenge ins Leben ruft, oder einen Livestream mit euren Followern startet—es geht darum zu lachen und sich zu verbinden, was genauso gut von der Couch funktioniert.
6. Virtuelle Support Group
Gerade in Zeiten von Krisen fühlen sich viele Menschen ängstlich, depressiv oder panisch. Eine virtuelle Support Group ist ein wöchentliches Meeting, bei dem ihr im Videochat zusammenkommt, um gemeinsam über eure Gefühle und Gedanken zu sprechen. Wichtig ist, dass ihr für eine offene und tolerante Atmosphäre sorgt, in der jede*r das Gefühl hat, offen sprechen zu können. Dennoch braucht eine Support Group natürlich auch gewisse Regeln. Welche das sind, legt ihr für euch selbst fest, beispielsweise: keine Beurteilung des Erzählten, keine ungewollten Ratschläge, oder nebenbei nicht noch Netflix und die Konsole anzuhaben.
7. Gemeinsamer virtueller Museumsbesuch
Einerseits ist es in schnelllebigen, kapitalistischen Zeiten auch mal eine Insel der Erholung, wenn bis auf notwendige Verpflegungsstätten alles geschlossen hat. Aber eben auch nur für kurze Zeit, und schnell geht das Fehlen jeglicher kulturellen Partizipation von einem leichten Murren in ein lautes Jaulen über. Für diejenigen unter uns, denen es fehlt, in Museen und Kunstgalerien zu gehen, gibt es eine einfache Möglichkeit, so gut es geht virtuell zu kompensieren: Der Guardian hat eine Reihe von kulturellen Einrichtungen zusammengestellt, die virtuelle Ausstellungen und Rundgänge anbieten. Also verabredet euch via Videochat und geht gemeinsam ins Museum.
8. Gemeinsam etwas Neues lernen
Jetzt ist die Zeit, um etwas Neues zu lernen—das geht auch gemeinsam und schweißt sogar noch zusammen! Ob ihr euch verabredet, um voneinander zu lernen—beispielsweise Kochen oder Bildbearbeitung—oder ob ihr euch gemeinsam zu einem Kurs anmeldet und euch darüber austauscht, die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Ihr wolltet schon immer Online Marketing, InDesign oder Programmieren lernen? Nichts wie ran!
9. Virtuelle Disco und virtuelle Konzerte


Viele Musiker (beispielsweise Coldplay) streamen Wohnzimmerkonzerte auf sozialen Netzwerken wie Instagram oder DJ-Sets auf Apps wie TikTok. So holst du dir ein klein wenig Konzert- oder Clubstimmung ins heimische Wohnzimmer, und kannst mit deinen Freunden gemeinsam via Videochat tanzen und feiern. Denk dabei aber auch an die Nachbarn und Mitbewohner*innen und versuche, den virtuellen Club auf Zimmerlautstärke zu belassen.
10. Virtuelle Achtsamkeit
Instagram-Userin tamaraniemals schlägt vor: „Mantra singen mit bis zu 1000 Personen gleichzeitig, mit Deva Premal und Miten“. Darüber hinaus lohnt es sich, nach virtuellen Meditations- oder Yogakursen Ausschau zu halten. Vor allem während einer Pandemie gilt es, die Achtsamkeit in uns zu bündeln.
Bildquellen: pexels.com, Titelbild: Anna Shvets
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