Repräsentation in populären Medien ist wichtig für gesellschaftliche Vielfalt und Akzeptanz. Daher haben wir für euch eine genreübergreifende Liste mit den besten Serien mit queeren ProtagonistInnen zusammengestellt.
Please like me
Please like me ist ein ein Netflix-Underdog der Extraklasse, dem ich jeden empfehle, der die Geduld hat mir zuzuhören. Scheinbar aus dem australischen Mainstream-Fernsehen verbannt weil es “too gay” war, hat die Serie beim Streaming-Dienst ein Zuhause gefunden. Nachdem seine Freundin ihn verlässt, stellt der 20-jährige Josh fest dass er schwul ist. Zur selben Zeit wird seine Mutter in eine psychatrische Klinik eingeliefert. Trotz seiner egoistischen Tendenzen versucht Josh ein guter Freund und Sohn zu sein — und nebenbei herauszufinden was er eigentlich mit seinem Leben anfangen will. Ein großer Teil der Episoden wurden von Hannah Gadsby geschrieben, die außerdem eine wiederkehrende Rolle spielt.
Please like me ist ehrlich, humorvoll und tragisch gleichzeitig. Die Serie wurde mehrmals in Australien und international ausgezeichnet und hat einen festen Platz in meinem Herzen.
Trailer Staffel 1
Queer as Folk
Eine Serie, die kein Blatt vor den *ehem* Mund nimmt, und in die ich zu Teenagerzeiten etwas verliebt war. Das Konzept ist simpel: die Serie folgt dem Leben und Lieben einer Gruppe queerer Freunde in Pittsburgh, Pennsylvania. Struktur und Narrativ lehnen sich an bekannte Romance-Drama Serien an, und lädt ähnlich zum darin versinken ein. Justin, zu Beginn der Serie in der High School und sich seiner homosexuellen Neigung bewusst, traut sich zum ersten Mal in das queere Nachtleben. Hier lernt er den älteren Brian kennen, mit dem er eine heiße, wenn auch turbulente Nacht verbringt und sich prompt verliebt. Wäre bloß das Problem dass Brian partout nicht vorhat, sich auf etwas festes einzulassen…
Trailer Season 1
American Horror Story — Asylum
Natürlich in erste Linie für Fans des Horror-Genres geeignet, aber selbst wer sich nicht als solcher identifiziert sollte die Reihe nicht von vornherein abschreiben. Jede Staffel befasst sich nämlich mit einer anderen Thematik und erzählt eine alleinstehende Geschichte: Ob Irrenanstalt, Hexenzirkel, Spukhaus, Sekte, Freakshow, Hotel oder die bevorstehende Apokalypse — es findet sich sicher etwas für jeden. Mit einem als absolut selbstverständlich gehandelten Anteil queerer Hauptcharaktere, leistet die Serie angenehm ungezwungene und völlig natürliche Repräsentationsarbeit.
Reporterin Lana Winters, Protagonistin der Asylum-Staffel, die in einer festen Beziehung mit einer Frau lebt — was ihr leider zum Verhängnis wird und einen verlängerten Aufenthalt in der Anstalt beschert, über die sie ursprünglich berichten wollte. Die Staffel stellt damit einen glücklicherweise vergangenen, aber dadurch nicht weniger realen Zustand der Pathologisierung von Homosexualität dar, während sie diesen gleichzeitig verurteilt. Aber auch wenn die zwanghafte Einweisung in eine psychiatrische Einrichtung aufgrund der eigenen Sexualität beängstigend ist, kann eine Serie des Horror-Genres es natürlich nicht nur dabei belassen. American Horror Story nimmt das zu Anfang beengende Gefühl, dass den Zuschauer in Sympathie mit den Patienten, von denen die meisten scheinbar ganz ohne oder zumindest aus den falschen Gründen eingewiesen wurden, und steigert es gekonnt zu einem ausgewachsenen Fluchtimpuls. Hierbei spielen sowohl die christliche als auch ärztliche Leitung des Instituts, von der scheinbar niemand wirklich am Wohl der Patienten interessiert ist, eine große Rolle und erlaubt die Einbringung und Vermischung von paranormalen, science-fiction als auch menschlichen Horror-Elementen. Sowohl reale als auch imaginäre Ängste, die sich im Laufe der Geschichte rund um die Patienten und Einrichtungen der Psychiatrie entwickelt haben werden durch eine phänomenale Besetzung und stilsichere Atmosphäre zu einem fesselnden Netz verwoben, das die Zuschauer genau wie die Charaktere nicht mehr in Freiheit entlässt.
Trailer Asylum
Alle Staffel-Trailer
Sense8
Eine Serie, die Mut beweist — und das in mehr als einer Hinsicht.
Acht Individuen, über den ganzen Globus verteilt, finden sich plötzlich in einer direkten und intimen Verbindung zueinander wieder. Sie können nicht nur die Perspektive und Empfindungen teilen, sondern auch auf Fähigkeiten, Wissen, und Sprache der anderen zugreifen. Warum das so ist, und warum sie deshalb gejagt werden, bleibt dem Cast für erste genauso verschlossen wie den Zuschauern — und so beginnt für alle Beteiligten eine mitreißende Geschichte die genauso komplex und einnehmend ist, wie ihre Protagonisten. Ganz nebenbei punktet Sense8 sowohl in Sachen Diversität als auch sexueller Offenheit, und spielt gerade in letzterem Aspekt mit der Fähigkeit der Verbindung zwischen den Charakteren.
Aber wem die Prämisse noch nicht spannend und originell genug ist, kann sich über eine ganz eigene Art des Storytellings freuen, die sich Zeit nimmt auf die Charaktere einzugehen und somit die durch ihre Verbindung gewonnene Intimität widerspiegelt. Außerdem sind nicht nur die Charaktere über die ganze Welt verteilt — die Genres, die die Serie bekleidet, sind mindestens ebenso breit und vielseitig. Noch dazu kann die Serie als eine Fantasie der gesteigerten Globalisierung und die dadurch gewonnene allgegenwärtigen Verbindungen interpretiert werden, womit sie mehr als denje den Zeitgeist trifft. Insgesamt ist Sense8 eine Serie, die sich eine neuartige Idee geschnappt hat und sie mit voller kreativer Freiheit auslebt.
Trailer Season 1
Stadtgeschichten
Drama-Miniserie basierend auf den Romanen von Armistead Maupin, die für alle die Freude am Lesen haben natürlich ebenso empfehlenswert sind. Die Geschichte spielt in und rund um die Barbary Lane, Angelpunkt vieler Mitglieder der LGBTQ-Community in San Francisco, und ehemals Zuhause für Mary Ann Singleton. Nachdem sie 20 Jahre zuvor wegzog, um Karriere zu machen, steht sie heute vor einer ausgewachsenen Midlife-Crisis, will sich von ihrem Ehemann scheiden lassen, und kehrt kurzerhand nach San Francisco zurück. Dort erwartet sie nicht nur das unausweichliche Gefühl, nach Hause gekommen zu sein, sondern auch Straße, Haus und sogar ihre Vermieterin von damals. Aber natürlich ist nicht alles genau wie früher, und das Leben nahm nicht nur für Mary Ann seinen ganz eigenen Lauf. Ehrlich und einnehmend beschreibt Stadtgeschichten, dass Familie mehr sein kann und sollte als bloß genetische Abstammung.
Trailer
Given
Eine wunderschön in Szene gesetzte Geschichte über Liebe, Verlust, und die tragende als auch transformative Wirkung von Musik.
Eines Tages findet Uenoyama an seinem Lieblingsort für Nickerchen in der Pause einen anderen Jungen vor, der eine Gibson Gitarre mit gerissenen Saiten bei sich trägt. Aber Satou scheint sich nicht bewusst zu sein, was er da in den Händen hält, und ihm eröffnet sich eine komplett neue Welt, als Uenoyama vorschlägt die Gitarre zu reparieren. “Bring mir bei wie man darauf spielt! Bitte!” fleht Satou ihn daraufhin an, doch obwohl Uenoyama einiges an Können auf der Gitarre vorzuweisen hat, ist er sich nicht sicher ob er auch als Lehrer taugt. Aber wieso hält Satou überhaupt so sehr an dieser Gitarre fest, wo er sie nicht einmal spielen kann? Und wie kann es sein, dass Satous Gesang Uenoyama einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt?
Die Gibson ist wohl nicht das Einzige, das es zu reparieren gilt. Aber wie heilt man kaputte Herzen? (Wen die Story übrigens nicht gefangen hat, kann sich stattdessen von dem wohl niedlichsten Endscreen der Welt überzeugen lassen.)
Die Serie ist u.A. auf crunchyroll zu finden.
Citrus
Es ist nicht leicht, kurz vor dem Eintritt in die Highschool eine neue Familie zu bekommen, nebenbei auch noch umzuziehen und daraufhin eine neue Schule besuchen zu müssen. Doch Yuzu Aihara lässt sich davon nicht abschrecken. Das ist die Chance, neue Freunde zu finden und endlich den langersehnten ersten Kuss zu ergattern! Womit sie allerdings nicht gerechnet hat, ist, dass ihre neue Schule nicht nur ausnahmslos aus Mädchen besteht und einen sehr konservativen Ton pflegt, sondern dass ihre neue Schwester die Vorzeige-Schülerin schlechthin und auch noch Schulsprecherin ist. Wie soll man unter diesen Umständen denn seine Jugend ausleben können?!
Allerdings merkt Yuzu schnell, dass sich hinter der ach-so-kultivierten Fassade ein Morast an menschlicher Unzulänglichkeit versteckt, und irgendwie kann sie unter diesen Umständen auch nicht von ihrer neuen ‘Schwester’ lassen… und diese wie es scheint auch nicht von ihr.
Die Serie findet ihr u.A. auf crunchyroll.
The L‑Word
…muss Niemandem mehr buchstabiert werden, oder?
Schon Anfang des Jahrhunderts als die lesbische Antwort auf Sex and the City ausgemacht, hat sich in Sachen lesbischer als auch allgemein queerer Repräsentation einiges in der Medienlandschaft getan — und das spiegelt die neue Staffel wieder. Sowohl für Neueinsteiger als auch Kenner der vorherigen Staffeln bieten sich Anknüpfungsmöglichkeiten, denn es werden sowohl Geschichten bekannter Charaktere fortgeführt als auch neue Gesichter vorgestellt. Damit verliert die Serie zwar nicht ihren eher unterhaltenden als kritischen Grundton, entwickelt sich aber sehr zeitgemäß weiter und ist definitiv einen (weiteren) Blick wert!
Trailer
Feel Good
Feel Good haben wir bereits in unserem Netflix-Roundup im April vorgestellt.
Ferrars & Fields Magazine
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